29. April 2020: Achterbahn des Glaubens - Psalmen entdecken

Autor: ESG Magdeburg | Mittwoch, 1. Juli 2020

Am 29.4. haben wir uns mit den Psalmen, dem Gebetsbuch der Bibel, beschäftigt. Psalmen sind voller Emotionen - Trauer und Jubel, Verzweiflung und Hoffnung, Klage und Dank, Zweifel und Glaubensgewißheit - all das läßt sich in den Psalmen finden, die bis zu 3000 Jahre alt sind und dennoch hoch aktuell - denn diese Gefühle kennen wir genauso wie die Menschen damals. Wir haben uns auch mit den Psalmen beschäftigt, die den Feinden Vernichtung und Tod wünschen und Gott als den strafenden Richter anrufen. Ist es richtig, dass sie nicht im Gesangbuch stehen? Entdeckt haben wir auch die sehr vielfältige Rede über Gott - die Psalmen bergen einen ganzen Schatz an Gottesbildern. Wo findest Du dich wieder? 

Der Mensch, der Gott in den Psalmen anruft, klagt, weint, hofft, lacht, tanzt und dankt…

Herr, wie lange willst du mich so vergessen? (Ps 13, 2)

Ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort. (Ps 22,3)

Alle, die mich sehen, verlachen mich. (Ps 22,8)

Ich bin hingeschüttet wie Wasser. (Ps 22,13)

Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß. (Ps 31,13)

Ich bin wie ein Schlauch voller Risse. (119, 83)

Ich bin gekrümmt und tief gebeugt. Den ganzen Tag geh ich traurig einher. (38, 7)

Ich bin in tiefem Schlamm versunken und habe keinen Halt mehr. (Ps 69,3)

Ich bin müde vom Rufen, meine Kehle ist heiser. (Ps 69,4)

Ich liege wach und ich klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dach. (Ps 102,8)

Viele gibt es, die von mir sagen: Er findet keine Hilfe bei Gott. (3, 3)

 

Gott stürze meine Feinde hinab in den Abgrund, sie sollen nie wieder aufstehn! 140, 11

Ich hasse sie mit glühendem Hass. (139, 22)

 

Herr, meine Seele ist sehr erschrocken. (Ps 6,4)

Wie schwer, Gott, sind für mich deine Gedanken. (Ps 139, 17)

Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? (Ps 8, 4-5)

Gott sei mir gnädig. Ich erkenne meine bösen Taten. (51, 3+5)

 

Du verlässt keinen, der nach dir sucht. (Ps 9,11)

Auf dich, Gott, vertraue ich. (Ps 7,2)

Deine rechte Hand hält mich fest. (Ps 63,9)

Du bist bei mir. (Ps 23,4)

Du hilfst mir, dass ich sicher wohne (Ps. 4, 9)

In Frieden lege ich mich nieder und schlafe ein, denn du Gott lässt mich sorglos ruhen. (4, 9)

 

Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt. (Ps 30,12)

Du erfreust mein Herz. (Ps 4, 8)

Mein Herz freut sich, meine Seele ist fröhlich. (16, 9)

Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen. (Ps 9, 2)

Ich freue mich und bin fröhlich in dir. (Ps 9, 3)

 

Ich will dich rühmen, Gott, du mein Fels, meine Burg, mein Retter. (18, 3)

Mir wurde geholfen. Da jubelte mein Herz. (28, 7)

Ich will Gott allezeit preisen, immer sei sein Lob in meinem Mund. (34, 2)

Ich will dir danken, Gott, aus ganzem Herzen. (86, 12)

Ich will Gott singen, so lange ich lebe. (104, 33)

Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. (139, 14)

Du bist bei mir. (23, 4)

Gefühle sind in den Psalmen immer mit einem Gesprächsanliegen verbunden. Die Seele, hebräisch nefesch, ist das Zentrum der Gefühle – 150mal kommt diesen Wort in den Psalmen vor. Die Seele schreit (42,2), ist betrübt (42,7), sorgt sich 13,3), ist untröstlich (77,3), verzehrt sich vor Verlangen (119, 20); ist fröhlich (16,9) – die Seele ist im Alten Testament das emotionale Zentrum des Menschen. Manchmal wird die Seele mit einem Vogel verglichen (11,1; 124,7), in manchen Psalmen finden Selbstgespräche mit der Seele statt (Was betrübst du dich, meine Seele und bist so unruhig in mir? Ps 42, 6; 43, 5 uvm.).

Psalmen enthalten eine Fülle an Bildworten für Gott:

Gott wird z.B. verglichen mit einem

Vater der Waisen (68, 6),

einem Anwalt der Witwen (68, 7)

einem Hirten (Ps. 23, 1),

einem König (Ps. 93, 1),

einem Richter (Ps. 7, 12).

Gott wird beschrieben wie ein Mensch,

er hat ein Angesicht (Ps. 42,3),

Augen (Ps. 139, 16),

eine Stimme (Ps 95, 7),

Ohren (Ps. 31, 3)

und Hände (Ps. 119, 73).

Gott wird mit Flügeln beschrieben (Ps. 57, 2),

er ist ewig und wird nie müde (Ps 93, 2),

er ist heilig (Ps. 99,9),

spricht aus einer Wolkensäule (Ps. 99, 7),

ist ein Schöpfer (Ps. 104),

er ist unbegreiflich (Ps. 36, 26),

und er ist allmächtig (Ps. 28, 7).

Gottes Eigenschaften werden auch mit Tieren verglichen:  Er ist wie eine bergende Henne (Ps. 91, 4). Auch vielfältige Vergleiche zu nichtpersonalen „Dingen“ werden in der Bibel verwendet.

So wird Gott verglichen mit einer Burg (Ps. 94, 22a),

einer Quelle (Ps. 36, 10a),

einem Schild (Ps. 115, 11),

einem Schirm (Ps. 140, 8),

einem Fels (Ps. 18, 2)

oder mit dem Licht der Sonne (Ps. 84, 11).

Er ist groß und unbegreiflich (Ps. 36, 26) und blickt

vom Himmel herab auf die Menschen (Ps. 53, 3a),

aber er umgibt uns auch wie ein schützendes Zelt (Ps. 15, 1).