Was bedeutet es, wenn Studierende neben dem Studium Carearbeit leisten müssen, weil sie Kinder haben oder Angehörige, die sie pflegen? Vor welchen besonderen Hausausforderungen stehen Studierende aus dem globalen Süden? Welche Folgen haben die Coronamaßnahmen auf die Jungen Menschen, die jetzt ein Studium begonnen haben oder während dieser Zeit studiert haben?
Für internationale Studierende, die an der OVGU inzwischen 50% ausmachen, sprach die Masterstudentin Jocelyne aus Kamerun in sehr poetischen Worten über die Anfangsschwierigkeiten: Neben der Sprache, der Kultur und den Finanzen sind es auch das Wetter, das Essen und der gelegentliche Rassismus, der das Leben erschwert. Gut tut die Gemeinschaft in der ESG und dem Hochschulbeirat. Viele weitere internationale Studierende aus dem Umfeld der ESG waren gekommen und fanden sich in den Schilderungen gut wieder. Marius Buschmann, Studiengangskoordinator für internationale Studierende der Hochschule Magdeburg-Stendal, fasste die Herausforderungen so zusammen: Die Visavergabe (oft zu spät, so dass der Anfang des Studiums verpasst wird, und dann sehr lange Wartezeit für einen Termin zur Verlängerung des Aufenthaltstitels), Wohnungssuche (mit einem fremdländischen Nachnamen viel schwieriger) und Arbeitssuche (für Studierende, die kein Deutsch sprechen, gibt es nur sehr begrenzt Arbeitsplätze). Daraus resultieren finanzielle Probleme. Der Erwerb der deutschen Sprache ist sehr wichtig, aber viele Studiengänge sind auf Englisch und Plätze in Deutschkursen sind sehr rar. Doch es gibt auch viele Unterstützungsmöglichkeiten, die Studierendengemeinde ist in diesem Kontext ein wichtiger Ort. Weitere ganzheitliche Unterstützung erfolgt z.B. von der studentischen Initiative „Schwimmkultur“, der nicht nur Schwimmunterricht anbietet, sondern drüber hinaus viele Workshops, die den internationalen Studierenden helfen, sich weiterzuentwickeln.
Für Studierende mit Carearbeit führte die Historikerin und Referentin für Gleichstellung im Büro für Gleichstellung und Familie, Steffi Fabian, kurz in die kurze Geschichte von Frauen als Studentinnen ein bevor zwei Studentinnen von ihren Erfahrungen, als Mütter zu studieren, erzählen: Ihnen begegnet viel Unverständnis, wenn sie Nachmittags- und Abendtermine ablehnen und fühlen sich wenig wertgeschätzt für ihre Anstrengungen, Kind, Studium und Job unter einen Hut zu bekommen. Wenn sie mit einem Kindersitz auf dem Rad auf den Campus fahren, werden sie von den Kommiliton:innen unsichtbar, so ihr Eindruck. Marie Bierstedt, ebenfalls Referentin für Familie, Büro für Gleichstellung und Familie der OVGU, gibt Einblicke in die Förderprogramme wie z.B. den Familienpass, die Kinderbetreuung und Veranstaltungen für Studierende mit Kind.
Zum Studieren nach Covid referierte Mareen Eisenblätter, Leitung der Psychosozialen Studierendenberatung, und fasste die bisherigen Studien so zusammen: Wer vorher schon Probleme hatte, wurden diese Probleme größer – außer bei der Gruppe der Sozial-Phobiker. Der Beratungsbedarf war während der Covidzeit riesig, und auch jetzt haben Studierende z.B. Probleme, z.B. geeignete Betreuer:Innen für die Abschlussarbeit zu finden, weil die Kommunikation nicht eingeübt ist. Die Studierendenpfarrerin berichtete, wie die ESG durch die Covid-Zeit gekommen ist, mit vielen unkonventionellen Methoden wurde die Gemeinschaft aufrecht erhalten und die ESG in dieser Zeit zusammengewachsen. Dies korrespondiert mit der Studie „Religion als Ressource der Krisenbewältigung. Analysen am Beispiel der Coronapandemie“ von 2023 (Detlef Pollack et.al.).
So lag an diesem Abend nach vielen Begegnungen der Focus auf Lösungen: Auch die Initiative „Arbeiterkind“ hatte einen Stand und berichtete über ihr Engagement; das Studentenwerk nutzte die Gelegenheit, auf viele Unterstützungsangebote vorzustellen und wies auf den Empowerment- Wednesday am Folgetag auf dem Magdeburger Campus der Hochschule hin, an dem sich viele Beteiligte wieder trafen.